Hallo meine Lieben!
Lençóis Paulista? Wo ist das denn? Und warum fahren wir ausgerechnet da hin?
Die Stadt liegt ungefähr 200 km landeinwärts von Itapetininga entfernt. Es ist eigentlich nur eine kleine Stadt mitten im Land, aber für meinen Liebsten hat sie eine besondere Bedeutung, denn hier hat er ein halbes Jahr lang mit seiner Gastfamilie gewohnt. Die sind nämlich während seines Austauschjahres nach Lençóis Paulista umgezogen und haben ihn mitgenommen. Mittlerweile wohnen sie, wie vorher, wieder in Itapetininga. Er hat immernoch regelmäßigen Kontakt zu ein paar Freunden dort und deshalb haben wir uns an einem Wochenende mit dem Bus auf den Weg dahin gemacht…

Bus Brasilien

Wir sind mit einem Prata-Bus gefahren und ich muss sagen, dass mich diese Busfahrt echt sehr überrascht hat. Die Sitze waren mehr als bequem und man hatte sehr viel Beinfreiheit. Außerdem konnte man die Sitze so weit zurückklappen, dass man auch super darauf hätte schlafen können und klimatisiert war der Bus auch noch.

Bus von innen

Die Fahrt hat ungefähr 4 Stunden gedauert und wir haben knapp 45 R$ pro Person bezahlt (also ca. 15€). In Brasilien geht man dafür einfach im Busbahnhof zum Ticketschalter und kauft sein Ticket unmittelbar vor der Fahrt. Auch bei weiteren Strecken.
Wir haben nach der Hälfte 20 Minuten Pause an einer Autobahnraststätte gemacht. Die Toiletten waren total edel eingerichtet, mit ganz tollen Fliesen und riesigen Spiegeln und großen Pflanzen. Außerdem gab es einen großen Buffet-Bereich, wo man sich etwas zu Essen kaufen konnte, so wie das hier auch ist. Aber in Brasilien bekommt jeder Besucher an so einer Raststätte eine Karte in die Hand gedrückt, die bei jedem Kauf gescannt wird und erst wenn man die Raststätte verlässt, muss man bezahlen. Aber selbst, wenn man nur durch den Bereich schlendert und sich umschaut, bekommt man so eine Karte.

Raststätte Brasilien

So sahen die Busparkplätze an der Raststätte aus.

Als wir in Lençóis Paulista angekommen sind, hat uns ein Freund abgeholt, bei dem wir die nächsten paar Tage verbracht haben. Seine Freundin war auch dabei. Die beiden haben uns dann erstmal zu seinem Haus gefahren, wo wir unsere Sachen abgestellt und uns kurz umgezogen haben. Da hab ich dann Kira kennengelernt, das kleine Hundebaby der Familie!

Ich hab mich sofort verliebt und Fotos gemacht, die ich dann meiner Mama geschickt hab. Die Kleine war zu dem Zeitpunkt gerade mal einen Monat alt. Sie hat mich an meinen eigenen Hund erinnert, den ich in Brasilien furchtbar vermisst hab.

Wir sind an dem Tag noch mit den beiden zum Rio Tietê gefahren, wo seine restliche Familie und ein paar Freunde ein ‚Churrasco‚ veranstaltet haben. Das ist ein Grillfest und das lieben die Brasilianer! Außerdem sind wir dann noch nach Barra Bonita gefahren, einem Touristenort am Rio Tietê. Darüber könnt ihr hier lesen.

In Lençóis Paulista selbst sind wir in der Einkaufsstraße gewesen, waren Eis essen und abends in einem Restaurant etwas essen und Säfte bzw. Bier trinken mit den beiden. In Brasilien gehen Freunde irgendwie anders miteinander um als hier in Deutschland. Freunde von Janis haben zum Beispiel total oft darauf bestanden, nach dem Essen die Rechnung zu übernehmen. So war es auch an dem Abend. Dieser Freund hat uns auch sein Zimmer für die Tage überlassen und hat im Wohnzimmer auf der Couch geschlafen. Am nächsten Abend haben wir ein kleines Churrasco zu Hause gemacht und die beiden haben alles dafür bezahlt, aber wir durften die Zutaten aussuchen. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie uns so selten sehen und sich gefreut haben, dass wir extra vorbei gekommen sind. Aber mir ist das bei vielen Freunden aufgefallen und vor allem bei der Gastfamilie, die uns ja wirklich nie die Chance gelassen hat, etwas selbst zu bezahlen und alles Mögliche getan hat, damit wir möglichst viel in der Zeit sehen konnten. Das fand ich total schön und ich hab mich überall so willkommen gefühlt, obwohl die Leute mich ja alle zum ersten Mal gesehen haben.

Die Mutter von dem Freund hat einen eigenen kleinen Schönheitssalon und hat mich sofort zur Maniküre, Pediküre und zum Frisieren eingeladen und dann hat sie mir auch noch ganz viele Produkte von natura geschenkt, nach denen ich in Itapetininga vergeblich gesucht hatte. Die bekommt man eben nur über Einzelverkäufer, wie Avon oder Mary Kay. Avon ist in Brasilien total beliebt, davon hat sie mir auch gleich noch etwas geschenkt.

An einem Morgen bin ich mit der Mutter ein bisschen durch die Stadt gefahren. Sie hat mir zum Beispiel den Clube gezeigt. Viele brasilianische Städte haben einen Clube, Itapetininga auch, aber den habe ich leider immer nur im Dunkeln gesehen, wenn wir mit dem Gastvater zum Basketball spielen gefahren sind. Das ist eine große Sport- und Wellnessanlage mit einer Sporthalle, Sportplätzen, Pools, Schwimmbädern und einem Fitnessstudio. Und meistens gibt es auch noch Spielplätze für Kinder und ein Restaurant. Hier in Lençóis Paulista gibt es sogar eine Kinderbetreuung.

Pool im Clube

Clube

Wer im Clube angemeldet ist, kann dort so viel Zeit verbringen, wie er möchte. Im Winter ist der Poolbereich eine Weile geschlossen, weil es „zu kalt“ ist. Wir waren im Winter da und hatten fast jeden Tag 30-34 Grad. Aber wenn es im Sommer Temperaturen um die 37-40 Grad gibt, ist es den Leuten bei 30 Grad vielleicht wirklich zu kalt… :-D

Ich habe in Lençóis Paulista ein paar Fotos aus dem Autofenster heraus gemacht. Vielleicht könnt ihr so einen kleinen Eindruck der brasilianischen Architektur bekommen.

Die Häuser sind so gut wie alle durch einen hohen Zaun geschützt und viele sind noch durch Elektrozäune zusätzlich gesichert. Das Haus der Familie in Itapetininga ist sogar komplett ummauert, sodass man von außen überhaupt nichts sehen kann, und dann noch mit einem Elektrozaun geschützt. Dafür sind aber die Haustür und die Türen zur Terrasse hin alle aus Glas.
In Lençóis Paulista ist sogar der Friedhof mit einem Elektrozaun gesichert, da dort schon oft wertvolle Schilder von Grabsteinen oder Vasen geklaut wurden. Eine schreckliche Vorstellung. Ich finde es furchtbar, dass sowas nötig ist.

An einem Abend sind wir mit den beiden noch ein bisschen durch die Stadt gefahren. Sie haben uns interessante Sachen gezeigt, zum Beispiel den Jabuticaba-Baum, von dem ich euch schon im letzten Post erzählt habe.

Außerdem haben die beiden uns einen Korkbaum gezeigt. Bei der Oma habe ich einen Boldo gesehen. Das ist eine Heilpflanze, die in Brasilien sehr oft zu Tee verarbeitet wird. Darüber werde ich euch noch berichten, den habe ich nämlich dort bekommen, als es mir schlecht ging und er hat mir sooo gut geholfen, dass ich mir ganz viele Teepackungen mit nach Deutschland gebracht habe.

Wir hatten ein super schönes Wochenende in Lençóis Paulista und ich bin froh, die Stadt und die lieben Menschen dort kennen gelernt zu haben. Ich hoffe sehr, dass wir im März auch wieder für ein paar Tage hinfahren können.

Bis zum nächsten Mal, habt noch einen schönen Abend :)

#8 – Wochenendtrip nach Lençóis Paulista
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